Die ersten gemeinsamen Jahre

 2014 bis 2016 - die ersten zwei Jahre von vielen weiteren, die folgten und noch folgen werden...
Ja, das wird jetzt etwas schwer zu strukturieren. In den ersten zwei gemeinsamen Jahren haben wir prägende Dinge erlebt, welche uns zudem gemacht haben, was wir heute sind. Ich hoffe ich bekomme die chronologische Reihenfolge noch korrekt hin.

Wir starten mal mit dem Wichtigsten - das Reiten. Wozu hat man denn ein Pferd, natürlich zum Reiten. Ja, da hat Mexx mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber beginnen wir am Anfang, ich war und bin eine sehr mutige Reiterin. Ich habe glaube ich, noch nie Angst vor einem Pferd gehabt. Egal ob ich drauf saß oder danebenstand. Daher bin ich direkt mit Mexx, am zweiten Tag seiner Ankunft bei mir, in den Wald geritten. Natürlich war ich nicht ganz irre, sondern nur halb. Eine Freundin, mit ihrem geländesicheren Pferd hat uns begleitet. Es lief wunderbar. Mexx war den Umständen entsprechend ruhig und aufmerksam. Hat sich an uns gehangen und die Nähe zu mir und dem Begleitpferd gesucht. Wow, war ich stolz, es lief grandios. Das haben wir einige Tage so weitergemacht. Wir waren jeden Tag im Gelände, mal zu Fuß mal bin ich geritten. Mexx lebte sich sehr schnell ein und wurde immer mutiger. Die anfängliche Anhänglichkeit war schnell verflogen, da er sich ja nun auskannte und auch noch etwas in der rebellischen Pubertät steckte, wurde er dominanter - auch mir gegenüber. Ok, damals dachte ich, dass er einfach mal knattern musste, sich mal freilaufen und etwas Gas geben, dann legt sich das schon wieder. Gesagt getan, unsere TRAB-Strecken wurden von Mexx in GALLOPP Strecken umgetauft und das Buckeln kam auch dazu. Das Ganze ging soweit, dass er im Gelände tat was er wollte. Gott sei Dank kannte ich die Strecken besser als er und konnte ihn in brenzlichen Situationen in einen Misthaufen oder vor Bäume lenken, um ihn zu bremsen. Ja, da das Ganze auf dem Platz und in der Halle ähnlich war und wir jede Reitbahnfigur jedes anderen Reiters regelmäßig gecrasht haben, wurde es Zeit für einen Reitlehrer!  Dies stellte sich als eher schwierig heraus, da wir in der Region wenig Westerntrainer haben. Ein anderer klassischer Coach kam leider nicht in Frage, da Mexx grundlegend andere Reitkommandos kennt, als die der klassischen Reitweise. Das Ganze artete so aus, dass Mexx mit mir kreuz und quer über Gegenstände gesprungen ist und immer gegen meine Hilfen angegangen ist, hätte ich es koordinatorisch hinbekommen, so umzudenken und immer genau die entgegengesetzten Hilfen gegeben, hätte ich bestimmt grob die Laufrichtung angeben können. Vom Bestimmen des Tempos und der Kopfhaltung ist erst gar keine Rede gewesen. Ok, wie schon erwähnt - Reitlehrer. Ich hatte zwei (männliche) Reitlehrer gefunden. Der erste war super. Mexx hat ihn verstanden, ich nur leider nicht so richtig. Er war mir zu schnell und zu rasch in der Umsetzung. Mir fehlten die Erklärungen wie was und wann funktionieren sollte. Dann haben wir uns getrennt, da ich nur in seinem Beisein die erlernten Techniken umsetzten konnte. Trainieren ohne ihn war nicht drin. Ok, der Nächste war ein namentlich bekannter Cowboy, Randy Phillips. Durch Recherchen im Netz bin ich auf ihn gestoßen. Nach ein, zwei Email Kontakten war er bei uns. Ein sehr symphytischer Mann, ein richtiger Buckeroo mit extrem amerikanischem Dialekt. Man fühlte sich in seiner Anwesenheit gleich wie ein richtiges Cowgirl. Genug geschwärmt, Mexx und er lernten sich einmal kennen, Randy wollte ihn als erstes reiten. Er setze sich in den Sattel und spulte alle Manöver ab. Spins, Stops und RollBacks, Mexx kannte sie alle und erfüllte das, was der Mann auf seinem Rücken wollte. Wow, in den ersten Momenten war ich stark beeindruckt, was mein Pferd alles kann und wie toll man auf solch einem Pferd, das so extrem schnelle Bewegungen macht, aussieht. Majestätisch... dann schweifte mein Blick ab, ich sah meinem Pferd in die Augen.
Ups... was ich da sah, habe ich an Mexx noch nie gesehen, weit geöffnete Augenlieder, es ähnelte einem Schielen, ein offenes Maul und irgendwie eine stressige Stirnfalte. Er schlug mit dem Schweif in Richtung Bauch und wirkte auch so sehr genervt. Nach zwei, drei weiteren genauen Blicken stellte ich fest, dass mir das nicht gefiel und zu dem Zeitpunkt stieg Randy ab und sagte "Guddes Pferd, hat gute Gene und gudde Pappiere, kann isch dir fertig machen, könnte ich näschte Woche abholen!" Wie? fertig machen? Mein Pferd kann doch alles, wie man gesehen hat! Ich muss es doch lernen, also mir würde schon eine einfache Volte reichen... aber abholen und Mexx zu Randy lassen? Mh... da musste ich erstmal eine Nacht drüber schlafen.

Mexx wurde wieder in seine Box gestellt und Randy und ich gingen einen Kaffee schlürfen und uns im Stübchen aufwärmen. Wir unterhielten uns viel und er erzählte unfassbar spannende Geschichten, die er erlebt hat. Ohne Zweifel war dies ein Mann, der seinen verdienten Platz in der Westernreitszene eingenommen hat. Aber zwischen den Zeilen gelesen, gefiel mir in manchen Aussagen seine Härte dem Pferd gegenüber nicht. Wir verabschiedeten uns und ich verbrachte eine Nacht mit Träumen, die vom Kuhtrieb in Texas mit Mexx und mir handelten und wir wahre Westernhelden waren, so wie in den Karl May Filmen. Aber der Gedanke, dass der Weg Mexx in Beritt bei Randy Phillips zu geben, erschien mir der falsche Weg. Mein Pferd war dominant und kurz davor, mir über den Kopf zu wachsen, aber musste man das mit gleichen Mitteln schlagen? Nein, eher gehe ich bis zu seinem Tod mit ihm spazieren und setzte mich nie wieder auf seinen Rücken, bevor ich diesen Gesichtsausdruck, wenn man ihn mit Druck fordert, nochmal sehen muss. ok, wir standen wieder am Anfang. Tage und Wochen vergingen...


Bis ich den Kontakt durch einen Bekannten meines Vaters zu einer jungen Reitlehrerin erhalten habe.
Kathrin Schiemenz.
Die erste Trainerin, die vor dem ersten Besuch gefragt hat, ob Mexx gesund sei und wann das letze Mal ein Physiotherapeut nach ihm gesehen hatet. Da ich ihr nur die positive AKU vorlegen konnte, war schnell klar, dass sie mir keine Reitstunde gibt, bevor wir Mexx einmal bei einem Physiotherapeuten checken lassen. Also kam Claudia Neef noch in der chronologischen Reihenfolge davor. Sie checkte Mexx und nach zwei Besuchen und einer ordentlichen Ausrenkung und Verspannung im Kreuz-Darmbein und der Anschaffung eines neuen Sattels, lief mein Pferd ganz anders. Auf zur ersten Reitstunde.
Und siehe da, das Ergebnis einer einfühlsamen ProPferd-Trainerin in Kombination mit einem Fachmann für Physiotherapie und ein paar kleinen Veränderung schnurrte der Wagen wieder. Ich konnte endlich lernen, mein Pferd von oben zu verstehen und meine Trainerin brachte mich auf den Stand, den Mexx von mir verlangte. Den Porsche unter meinem Popo habe ich immer noch, alle Manöver, die er damals erlernt hatte, habe ich nie wieder abgefragt. Ich weiß aber, dass er es kann. Ob ich jemals darauf zurückgreife, steht in den Sternen. Viel wichtiger war mir, dass Mexx und ich uns endlich vertrauten und uns aufeinander verlassen konnten. Und das kann ich heute, im Jahr 2019 sagen, dass wir das mehr als geschafft haben. Da es mit der Zeit wirklich gut lief und meine Trainerin und ich uns anfreundeten, folgten viele gemeinsame Unternehmungen zu Pferd. Wir haben an einem Rinderkurs teilgenommen, sind im Sauerland zu einem Kurs gefahren und haben dort Urlaub gemacht. So konnte ich unser erlerntes Können unter Beweis stellen und wir sind mehr als nur belohnt worden. Die harten Zeiten waren vorbei, endlich konnten wir durchstarten und gemeinsam die Welt erobern. Aber dazu bald mehr.
Randy Phillips Claudia Neeff - Physiotherapie Kathrin Schiemenz - Die Pferdetrainerin
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