Einstreu ABC

Einstreu
Wie halte ich mein Pferd am Natürlichsten, wieviel Platz braucht mein Pferd, wie streue ich ein? Stroh, Pallets, Sägespähne? Offenstall, Boxenhaltung, Box mit Paddock, Trail, Robusthaltung... es gibt soviele Möglichkeiten. Was ist für mein Pferd das Beste und womit streue ich ein?
Ich denke Jedem sollte klar sein, dass eine reihne Boxenhaltung ohne Kontakt zu anderen Pferden tierquälerei ist. Pferde sind Herdentiere und sind für die Bewegung gebaut. Zu wenig Bewegung kann zu tödlichen Koliken und anderen Krankheiten führen.
Und da lass ich mal die psychische Belastung außen vor.
Eine Boxenhaltung mit regelmäßigem Ausgang ist so ein Mittelding, mit dem sich viele Reiter abfinden.
Wiederrum sehe ich oft die Angst, das das Pferd sich im Herndenverband verletzen kann, regieren. Daher werden die Herden immer kleiner gepackt und die Auslaufzeiten verringert. Auch mit geteilter Meinung zu betrachten. Dann gibt es die Möglichkeit sein Pferd in eine Box mit Paddock einzustallen. Für mich ist das der minimalste Mittelweg ein Pferd gerecht zu halten, wenn man es nicht in einen Offenstall stellt. Natürlich muss man da immer individuell auf jedes Pferd eingehen. Nicht jedes Pferd kann sich in jeder Herde integrieren. Da kommt es immer auf die Pferde generell an. Es ist natürlich einfach, sich mit verschränkten Amen in die Disskussionsrunde welches das Thema "Wie stelle ich mein Pferd ein" geht und behaupten, dass nur der Offenstall das Wahre ist. In dieser Aussage steckt viel Wahrheit, aber sie ist nicht immer zu realisieren.
Bei mir zum Beispiel sieht es so aus:
Leider lebe ich in einer Region ,die zu viele Pferde aber zuwenig Land bietet. Daher gibt es hier nur wenig gute Offenställe und um darein zu kommen, bedeutet es einen langen Atem zu haben, da die Wartelisten bis zum Mond führen. Die Offenställe indenen man schnell einen Platz bekommt, sind oft schlecht umgesetzt. Im Winter stehen die Pferd im Matsch, die Tränken sind oft eingefroren und werden in schlechter Eigenregie zum Teil mit Kerzen erwärmt und die Herden werden oft auseinadergerissen und es kommen neue Pferde dazu. Ständige Rangkämpfe stehen an und auch die regelmäßige Entwurmung funktioniert bei allen Einstallern nicht. Das ist dann alles andere als ein ruighes Pferdeleben.
Daher lebt mein Pferd in einer Paddockbox mit regelmäßigem Auslauf und für mich kommt nur ein Offenstall in Frage, indem die oben genannten Dinge alle wegfallen. Der Nachteil - die Leute verlassen den guten Offenstall meist erst dann, wenn das Pferd verstirbt... Somit enstehen die langen Wartelisten.
Und selbst dort ist mir nicht versichert, dass mein Pferd in der Herde seinen Platz findet.

Kommen wir zum Einstreu.

Vorab ein paar Pipi-Infos, die wichtig sind:
- Je nach Futter und Leistung produziert ein Durchschnittspferd zwischen 8 und 12 kg Pferdeäpfel und 5-10 Liter Pipi pro Tag. Das alles schaufeln wir täglich weg.
- Gleichzeitig ist die Box oder der Offenstall ja nicht nur das Klo, sondern auch Liegefläche und Wohnzimmer in einem. Das soll bequem und trocken sein. Damit Mauke, Bakterien und andere Hautkrankheiten garkeine Chance haben.
- Dazu ist natürlich tägliches Misten und Abäpfeln der Paddocks ein MUSS.
- Frische Luft bitte auch im Stall – damit die Ammoniakgase vom Urin wegwehen können.

Was macht eine gute Einstreu?
Es saugt Urin auf, es riecht nicht, es staubt nicht und es hält das Wohnzimmer des Pferdes trocken und sauber. Kurz und knapp!

Stroh – der Klassiker?
Meist ist Stroh ja inklusive und findet sich in nahezu allen Pferdeställen. Auch bei mir. Es hat Vor- und Nachteile. Pferde liegen natürlich gerne im Stroh, aber viele fressen dann auch irgendwann das Stroh, wenn über Nacht das Heu knapp wird.

Nachteil: Leider gibt es immer wieder Stroh mit Staub- oder Schimmelsporen. Je nachdem, wann und wie es geerntet und gelagert wurde. Das kann im schlimmsten Fall auch Husten und Allergien auslösen.

Vorteil: Es kann natürlich ganz einfach entsorgt werden. Weil es leicht kompostierbar ist. Und Pferde mögen den Kuschelfaktor. Allerdings fressen sie es gerne und man muss mehr für die Hygiene tun.

Und dazu kommt die sogenannte Mistmatratzen / Matte. Da wird also jeden Tag nicht abgemistet, sondern täglich einfach eine dicke Strohschicht drauf geworfen. Das Ganze läuft eine Woche so und wird dann komplett ausgemistet. Je wärmer das Wetter, desto kürzer sollten die Abstände sein. Desto kälter desto mehr isoliert die Matte die Kälte und sorgt wie eine Dämmung.

Das ist die Idee. In meinen Augen macht sie Sinn, aber nur unter folgenden Aspekten: die aufgetragene frische Strohschicht muss so dick sein, dass die Matte immer bedeckt ist. Sonst kann es zu Unhygiene und Pilzen kommen. Und es sollte täglich abgeäppelt werden, sodass sich nur der Urin in der Matte verbirgt und nicht in der oberen Schicht.
Ebenso sollte der Paddock auch regelmäßig abgeäppelt werden, vorallem wenn mehrere Pferde zusammen stehen um Würmer oder andere ansteckende Krankheiten zu vermeiden.

Zu Holzspähen kann ich keine Erfahrungen teilen, da mein Pferd immer auf Stroh stand. Aber Berichte im Internet (was sich eh nicht durchsetzen wird - sagt meine Oma) sagen, dass es stark auf die Qualität der Spähne ankommt. Auch da kann es zu Schimmelbildung kommen und die Saugqualität weicht stark von den Produkten ab.

Pellets – kleine Saugtalente?
Pellets sind meist aus Weizenstroh gefertigt. Es gibt sie aber auch aus Gerste, Roggen, Dinkel oder Hafer. Sie sind relativ günstiger als Einstreu und sollen eine hohe Saugkraft haben. Sie sind staubfrei – auch gut. Und sollen geruchsbindend sein. Auch hierbei muss ich mit Erfahrungen passen. Aber wenn man Artikeln und Berichten seinen Glauben schenkt, soll es so funktionieren:
Man streut sie ein und wässerst sie ein bisschen mit der Gießkanne. Damit sie aufquellen. Dann hat man so eine Art dicke Matte. Sobald man die nassen Pipi-Stellen weggemacht, kann man die Stellen wieder auffüllen.

Sie saugen dann den Urin auf. Das ist ein klarer Vorteil. Aber es soll trotzdem stinken, wenn man die Stellen reinigt. Da sich durch die Pellets eine Art Boden bildet, kann man aber die Pferdeäpfel in aller Regel ganz gut wegsammeln. Sie liegen ja obendrauf.

Sie sind keimfrei und staubfrei. Das ist natürlich super! Aber sie müssen auch erst einmal hergestellt werden und bestehen nicht aus einem extrem schnell nachwachsender Rohstoff. Das ist ein Nachteil – wenn man es ökologisch betrachtet.

Mein Fazit (sofern ich es mit meinen wenigen Erfahrungen erlauben kann):
Man sollte sich seiner Region angepasst, die pferdegerechteste Haltung raussuchen - und da schließe ich eine reihne Boxenhaltung aus. Das Einstreu sollte hygienisch sein und oft gewechselt werden. Das Pferd muss trocken stehen um Mauke oder andere Fesselerkrankungen zu vermeiden. Ebenso muss auf frische Luftzufuhr geachtet werden. Wenn das Pferd in einer Paddockbox in einer langen Stallgasse gehalten werden soll, sollte man trotzdem auf ausreichen Fenster achten, die auch immer geöffnet sind. Nur so kann man Atemwegserkrankungen wie Husten oder ähnliches verhindern. Die schönste Haltung ist aber ein trockener Trail, ein Aktivstall oder ähnliches, wo sich die Pferde in einer gut sozialisierten Herde gemeinsam 24 Studen am Tag die Zeit vertreiben können. Im Bestfalle mit einer Kräuterbar, 24 Stunden Zugang zu gutem Raufutter (Heu) und einer gut sozialisierten Herde.
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