Fehler.
Etwas, was wir alle machen. Fast täglich und in den verschiedensten Situationen.
Sollen sie einem unangenhem sein, soll man sich schämen wenn man welche begeht, oder soll man sie sogar versuchen zu vertuschen? Was haben wir von Fehlern und warum macht es keinen Spaß perfekt zu sein?
Weil wir sonst nicht wachsen würden und es langweilig wäre immer alles Richtig zu machen.
Bezogen auf das Hobby Reiten, ist das mit den Fehler machen so eine Sache. In den meisten Reitgemeinschaften werden Fehler nur schwer verziehen und man wird daran gemessen. Desto mehr Fehler man begeht, desto schneller rutscht man in der Ansehens-Skala nach unten. Dazu gehören Reitanfängerfehler wie z.B die korrekte Fütterung vom Mash oder banale Fehler, wie das tragen der nicht farblich angepassten Schabracke zur Reitsocke. Diese Fehler kann man in drei Kategorien packen:
1. Wrong Turn:
Fehler die man nicht machen darf, weil man sich vor dem Kauf eines Pferdes ein gewisses Basiswissen aneignen muss.
2. Ein Must Have:
Fehler die man im Umgang mit seinem Pferd machen muss, um aus ihnen zu lernen.
3. Please do not:
Fehler die keine sind, da die Gesellschaft der Pferdemädchen ihre eigenen Regeln hat, die leider niemals hinterfragt wurden!
Fehlertyp Nr. Eins: Wrong Turn
Zur Kategorie Nummer 1 gehören Fehler wie die falsche Fütterung, das unpassende Equipment, die falsche Pflege oder der falsche Umgang mit einem Fluchttier. Wenn man das Wissen nicht beherscht, ist das keine Schande, man muss sich nur Abhilfe beschaffen. Das kann in Form von Literatur, Weiterbildungen oder Ausbildungen sein. Trotzalledem macht der Alltag mit seinem eigenem Pferd, die Erfahrung, die man braucht. Daher empfehle ich, wenn man zu dem Fehlertyp Nummer 1 gehört, sich mit seinem Pferd an einen Ort zu begeben, an dem erfahrene Pferdemenschen leben, die bereit sind ihr Wissen zu teilen. Der Vorteil daran ist, man hat zu jeder Frage und Unsicherheit einen Menschen an seiner Seite, der einem unterstützend helfen kann. So eignet man sich seinen eigenen Erfahrungsschatz an und kann immer aus ihm schöpfen. Nachteil an der Sache, man lockt automatisch Klugscheisser aus den Löchern. Dazu muss man wissen, in der Pferdewelt ist Wissen nunmal Macht und Macht haben Leute gerne. Daher hier mein Tipp, die Menschen die bei Fragen deinerseits am Lautesten schreien und dich mit Infos vollbomben wollen, dessen Wissen besteht meist aus gefährlichem Halbwissen. Die Menschen, die leise und unauffällig ihr Ding am Stall machen und einige Jahre Pferdeerfahrung auf ihrem Buckel haben, die haben Tipps drauf, da träumt man von. Wenn dein Pferd nicht 23 Stunden in der Box steht, genug Auslauf im Herdenverband hat und gesund gefüttert wird ist das schon die halbe Miete - diese Basics, gepaart mit dem eigenen Bauchgefühl und den richtigen Pferdemenschen in der Nähe ist das perfekte Rezept für dich und dein Pferd.
Fehlertyp Nr. Zwei: Ein Must Have
Zu fehlertyp Nummer 2 gehören wir alle! Es gibt keinen Reiter auf der Welt, der mit seinem Pferd keine Fehler begangen hat. Dafür lege ich meine Hand in´s Feuer. Nur nicht alle geben sie gerne zu! Eine zu harte Hand, ein zu starkes rupfen am Strick, einen Gertenhieb auf die Hinterhand die zwiebelt oder ein aufsitzen ohne vorher seine Emotionen aus dem Vortag, auf dem Bodel zu lassen. Das sind alles Fehler, die wir zum Teil machen müssen. Nein, ich sage jetzt nicht, dass wir unserm Pferd mit der Gerte auf die Hinterhand donnern sollen, um Fehler zu sammeln, aber wir alle müssen Fehler machen um aus ihnen zu lernen. Wenn ich mich meinem Pferd gegenüber falsch verhalte, bekomme ich immer eine Reaktion darauf. Entweder buckelt mein Pferd, ignoriert mich oder führt die Übung einfach nicht aus, die ich von ihm fordere. Daran lernen wir, das das Pferd auf diese Art und Weise, die man gerade an den Tag legt, nicht das Verhalten gibt, was man sich wünscht. Egal ob vom Sattel oder vom Boden aus. Ein Beispiel was ich erlebt habe:
Mexx hat lange gebraucht mir im Viereck zu vertrauen. mit Sporen hatte er so seine schlechten Erfahrungen gemacht und mich fast abgeworfen, ohne hat er mich oft ognoriert. Ich habe das "überritten" und bin weiterhin mit Sporen geritten. Er buckelte und trat in die Luft bei der kleinsten Berührung, bis ich verstand, dass das Problem an mir lag! Es war mein Job, ihm zu zeigen, dass ich ihm damit nicht weh tue. Somit bin ich eine Zeit lang mit Sporen geritten aber habe ihn damit nicht berührt. Sie quasi nur getragen aber nicht eingesetzt. Er konnte dann lernen, dass die Dinger um meine Stiefel nicht weh tun. Als er das verstanden hat, habe ich sie leicht eingesetzt und er hat es zugelassen. Bums, ein feineres Reiten war möglich.
Fehler der Kategorie 2 sind da, um gemacht zu werden, aus ihnen lernt man und man stärkt die Bindung und das Vertrauen. Also her damit!
Fehlertyp Nr. Drei: please do not
(Achtung, Ironie on) Nein, es ist nicht falsch, wenn man das Pferd auch mal von rechts führt, ebenso ist es voll in Ordnung, wenn man sein Pony mal einen Tag stehen lässt und Pony sein lässt und es ist auch voll okay, wenn man nicht die neuste Kollektion von Eskadronski im Spind hängen hat. Die Pfedewelt ist mißgünstig, eifesüchtig und misst sich immer an Anderen. Ebenso geht es mir viel zu sehr um das "wie wirke ich mit meinem Pferd" anstatt um "wie fühle ich mich mit meinem Pferd"? Die, die hohe Turniere gehen, ein Pferd besitzen was mal "M" platziert war oder tolle Abstammung haben, springen, laufen und sliden ganz vorne mit dabei. Aber wer sagt denn, dass der Anfänger, der Freizeitreiter oder der, der mit seinem Shetty spazieren geht weniger Wert ist? Ganz klar, nur Idioten können sowas behaupten! Die Pferde und wir Menschen sind alle Lebewesen und in der Menschenwelt (meistens zu mindest) ist ein Rennradfahrer der bei der Tour de France mitgefahren ist doch nicht weniger wert, als der Spaziergänger im heimischen Wald, oder? Also, genieß´ dein Hobby, egal wie exessiv es ausgelebt wird, aber vergiss´die Achtsamkeit auf dein Umfeld nicht. Denn schließlich sind wir alle eine Kategorie: Pferdemädchen!
Darf mein Pferd denn auch Fehler machen?
Oh ja bitte, sehr gerne sogar! Einer meiner Liebling-Pferdetrainer Buck Brannaman sagte einst:
"Erlaube deinem Pferd Fehler zu machen. Es lernt aus seinen Fehlern
- genua wie wir Menschen -
und es sollte sich niemals dafür fürchten müssen, etwas falsch zu machen." (Buck Brannaman geb. 1962)
Wenn man als Mensch versucht Fehler zu vermeiden und immer auf Nummer sicher zu gehen, kommt man nicht voran. Die Chanchen, etwas Neues zu erlernen sinken enorm. Wenn man etwas Neues erlernen will macht man automatisch Fehler und genau das ist es woraus man lernt. Genauso ist es auch beim Pferdetraining. Das Pferd muss viele verschiedene Dinge ausprobieren und viele Fehler machen dürfen, damit es lernen und erkennen kann, was von ihm verlangt wird. Du solltest also immer zulassen, dass Dein Pferd Fehler macht. Dann hast Du die Chance ihm auf sanfte Art und Weise zu zeigen, dass das nicht die Reaktion war, die du dir gewünscht hast. So hast du ein gehöriges Pferd, welches mitdenken muss und lernen muss dich zu verstehen.
Ein Beispiel dafür:
Das Pferd bleibt im Viereck immer an der Bande stehen, auch in mitten der Übung, da es gewohnt ist dort zu pausieren oder sogar Feierabend zu bekommen. Von allen Seiten bekommt man gesagt, dass man sich mal durchsetzen soll, dem Pferd mal zeigen soll, wer das Sagen hat und das es erst Pause gibt, wenn die Reitstunde vorbei ist. Sporen und Gertenhiebe können helfen...
NEIN!
Das ist der total falsche Ansatz, folgender Lösungsweg für die Problematik ist viel besser:
Das Falsche muss schwer gemacht werden und das Richtige einfach! In dem Fall sieht das wiefolgt aus, man kann an der Bande die Zügel lang lassen, mit dem Wissen, dass das Pferd zu 100% dort wieder den selben Fehler macht und anhält. Okay, wenn es angekommen ist und steht, lässt man es arbeiten. Drei, vier strammenschrittes gedrehte Volten folgen dann, Anfangs auf beiden Händen und erst danach wird angehalten und gelobt, da das Pferd stehen geblieben ist, wenn man es verlangt hat. Das Pferd wird mit der Zeit lernen, dass das eigenständige pausieren nicht erwünscht ist und nochmer Arbeit darauf folgt. Man hat es ihm schwer gemacht, das unerwünschte Verhalten zu zeigen – aber nicht unmöglich! Es muss den „Fehler“ machen dürfen, damit es lernen kann.
Das alles funktioniert ohne großen Zügeleinsatz und ohne das Pferd zu bestrafen. Und man vermeidet damit einen andauernden Krieg mit dem Pferd, der sich in jeder Stunde in der Halle wiederholt.
Fehler und das daraus Erlernte Wissen sind also was Gutes! Sie lassen unseren Erfahrungsschatz erweitern und geben uns Sicherheit. Wenn wir es jetzt noch schaffen, jeden gemachten Fehler im Kopf mit einem positiven Gefühl zu verknüpfen, da wir wissen, dass wir wieder einen Schritt weiter sind, kann man sich selbst so konditionieren, dass man sich über Fehler freut. Wenn man das noch auf sein Pferd übertragen kann, ist das hohe Schule der Selbstbeherschung und Selbstreflektion und darauf folgt eine sehr faire und feine Pferdekommunikation!
Herzlichen Glückwunsch, wenn du so weit gekommen bist! Wichtig ist dabei, dass offen zu kommunizieren, damit sich auch das eigene Pferdemädchenumfeld über ihre eigene Fehler freuen kann anstatt sich wie gewohnt zu schämen!