Für alle Unwissenden da draußen, die das Wortspiel nicht auf Anhieb verstehen. Keine Sorge, ihr habt keine große Bildungslücke, welche erwähnenswert ist. Hier die Erklärung:
Influencer
auf Social-Media Plattformen sind meist junge Leute, welche ihr Leben teilen und in unserem Fall auch Pferdemädchen sind. Sie laden Trainingstipps, Alltagssituationen mit ihrem vierbeinigen Freunden und Erlebnissen im Internet hoch. Dies dient als Unterhaltung. So sollte es zumindest sein.
Influenza
ist eine Pferdekrankheit gegen die man impfen kann (ich erspare mir ein zweiter Wortspiel...). Kurz zum Krankheitsbild - Die Influenza ist eine Virus-Erkrankung des gesamten Atmungsapparates. Sie ist hoch ansteckend und gefährdet ganze Bestände vor allem nicht oder nicht korrekt geimpfter Pferde. Die Symptome sind starker, trockener Husten, hohes Fieber, Nasenausfluss und geschwollene Lymphknoten.
So nun zum heutigen Blogbeitrag.
Um die erste Beschreibung des gleichen Wortes soll es heute gehen. Unserer Generation wird das Mitteilen und Publizieren von Situationen diverser Art, in Bild und Ton, dank des Internets sehr einfach gemacht. Pferdemädels von heute lassen sich von Influencern auf Youtube und Instagram inspirieren. Diese Influencer sind graphisch sehr professionell unterwegs und legen eine Arbeit ab, die vor Jahren nur ein gelernter Mediengestalter hätte abliefern können. Zugegeben ich bin oft beeindruckt, wenn ich solche Videos sehe. Dank diverser Apps und Tutorials kann dies mittlerweile fast jeder Leihe, Beispielsweise mit dem aufzeichnen seines Alltags, in Geld umwandeln. Interessante Entwicklung.
Mittlerweile nehmen sogar große Marken und Unterthemen eine menge Geld in die Hand, um durch die Reichweite dieser Influencer ihre Produkte noch konkreter auf dem Mark durch platzierte Werbung zu verkaufen.
Zugegeben, auch wenn sich viele darüber beschweren: Zu free TV Zeiten war die 7 minütige Werbeunterbrechung eine Normalität, welche es einem ermöglichte das WC zu besuchen oder eine neue Tüte Chips aus der Küche zu holen. Von irgendetwas müssen Schauspieler, Entertainer und schlussendlich auch Influencer ja nun auch leben können. Auf die "Branche Pferd" bezogen sehen die meisten Influencer wie folgt aus:
Man sieht vor einer grünen Wiese oder am Strand ein schlankes blondes Mädchen mit wehendem Haar und im weißen Sommerkleid auf dem Rücken eines Pferdes ohne Zaumzeug im Jagdgallopp in Richtung Horizont reiten. Oder ein ähnlich, wie oben beschriebenes Mädchen, steht mit den Armen in die Luft geworfenen Geste vor einem Pferd, welches übermütig auf zwei Beinen steht. Wunderschöne Aufnahmen, traumhaft schön verleiten zum Nacharmen.
Junge Mädchen posten solche Bilder, laden Videos hoch und bekommen so viele Fans. Manche von ihnen werden im Netz wie Stars behandelt und haben Werbeverträge mit Firmen aus der Reitsportszene welche ihre Produkte verkaufen wollen.
Und auf einmal kennt jeder die Namen dieser Mädchen und sie tauchen in der realen Welt auf. Sie geben Reitunterricht, Sammelkurse und treten mit ihrem Pferden auf Veranstaltungen auf. Auf der Equitana 2017 habe ich sogar erlebt, wie eine Halle kurzzeitig gesperrt werden musste, da eine Influencerin mit ihrem Partner an einem bekannten Versicherungsstand geladen war und die Massenhysterie der Kids drohte sich in einer Massen-Panik umzuwandeln. Popstar Feeling.
Wow, beneidenswertes Leben, oder?
Wenn man zwischen den Zeilen liest, erwartet man jetzt ein großes ABER.
Hier kommt es:
Ein Pferdetrainer zu sein, bedeutet in meinen Augen, ganz klar sehr viel Erfahrung zu besitzen, welches man mit Wissen paaren kann. Man arbeitet mit bis zu 900 kg schweren Tieren, welche einen eigenen Kopf besitzen und instinktiv handeln können. Tiere treffen in vielen Situationen ihre eigenen Entscheidungen und dies ist bei der Art Pferd/Fluchttier oftmals der schnelle und panische Weg um einer unangenehmen Situation zu entkommen. Zudem gibt es kein Chema F, welches für jede Rasse und jeden Typ Pferd als Trainingsmethode angewandt werden kann. Kein Pferd ist wie das andere und reagiert anders in den gleichen Situationen. Daher finde ich es sehr fragwürdig in Onlinevideos jungen Leuten zu erklären, wie man seinem Pferd das Dominanzverhalten in Form von Steigen beibringen kann. Wer haftet eigentlich wenn im heimischen Stall, die 12 Jährige Emma unter die Hufe kommt und sich den Arm bricht? Und das nur, weil Influencer XY ihr via YouTube erklärt hat, wie man seinem Pferd das steigen in 20 Minuten erklären kann? Etwas makaber, ich weiß - jeder ist schließlich für sich selbst verantwortlich. Aber man gaukelt den jungen, beeinflussbaren Leuten doch vor, dass es das einfachste der Welt ist, am Halsring durch den Wald zu preschen.
Das so eine hohe Kunst aber jahrelanges Vertrauen zwischen Mensch und Tier benötigt und immer ein hohes Restrisiko mit sich bringt, wird eher selten erklärt. Man dient doch als Vorbild in der Öffentlichkeit und muss sich bewusst sein, das andere Jugendliche diese tollen Videos und Bildmaterialien nacharmen. Zugegeben, viele Menschen besitzen ein angeborenes Talent mit Tieren zu arbeiten,
ohne dieses Können zu erlernen. Da spielt auch das Alter kaum eine Rolle.
Aber das ist die Minderheit. Leider.
Diese Entwicklung nach Außen hin immer alles höher, schneller und weiter präsentieren zu wollen, gefällt mir nicht sehr gut. Gerade im Pferdesport sind die Grundregeln zum Erfolg MIT dem Pferd doch Geduld, Geduld und Geduld.
Wie würde mich ein sozial Media Auftritt überzeugen?
Must Have´s eines Kanals (Youtube, Instagram, Facebook...)
- ehrliche Trainingsmethoden inkl. ihrer Schritte zurück
- das man erklärt, das man auch mal scheitern kann und wie man damit umgehen sollte
- Ansprechen des Basiswissens: Ernährung, Pflege und Haltung
- Faires reiten, im Sinne des Pferdes
- Kosten ansprechen
- Einnahmequellen von individuellen Unternehmen fernab der Massenindustrie
- Unangenehme Themen ansprechen (Rollkurreiten, eigene Fehler suchen und erläutern...)
- Risiken und Gefahren des Reitsports nicht auslassen
- Tips und Tricks mit einfachen Mitteln (DIY)
- Mehr Realität
Dont´s eines Kanals (YouTube, Instagram, Facebook...)
- Vollgestopfte Medien mit Produktplatzierungen immer selber Reitsportartikel
- Immer die selben Themen (Tutorials: How to: Steigen, Liegen, Piaffen, Halsringreiten...)
- Stallroutinen (interessiert es wirklich jemanden, wie der Spind vom Instagram Influencer aussieht?)
- die Neuste Collection von Escadronski zum völlig überteuertem Preis
- Gewinnspiele gekoppelt mit der neuste Collection von Escadronski (zum völlig überteuertem Preis) um mehr likes zu ergattern
- Beiträge oder Videos die dazu dienen das eigene Ego zu puschen und um Neid und Komplimente zu ergattern
Ja gibt´s denn solche Influencer die meine Aufmerksamkeit ergattern?
YES! Ich habe sie gefunden. Hier meine Favouritin:
1. Native Horse
Wild, frei, ursprünglich. Unbeschwert mit Pferden zusammen sein, sich bewegen und voneinander lernen. Und das auch im Sinne des Pferdes. Native Horse stehen genau dafür.
Native Horse, das sind zunächst einmal Bettina und Tanja sowie die Andalusier-Stute Estella. Alle drei überzeugen mich mit Natürlichkeit und authentischem Auftreten. Sie wirken nicht, als wären sie im Netz unterwegs um sich zu präsentieren. Wobei der Grad dabei natürlich sehr schmal ist. Vorab, ich kenne die beiden Mädels nicht persönlich und mein Urteil bildet sich nur aufgrund des Internetauftrittes.
Die Next Generation Tour beschreibt sie wie folgt:
Bereits als kleines Kind war Tanja Riedinger aus Süddeutschland abenteuerlustig und schnappte sich immer die wildesten Ponys in der Reitschule. Mit 11 Jahren bekam sie dann ihr erstes eigenes Pferd, Andalusierstute Estella - ein Kauf aus der Reitschule. „Doch Estella zeigte mir deutlich, was sie von meinen Vorstellungen hielt“, sagt Tanja. „Weder in der Dressur, noch in der Freiheitsdressur lief es wirklich gut.“ Der Tierarzt diagnostizierte eine Spinale Ataxie. Estella galt als unreitbar. Doch Tanja wollte sie nicht aufgeben.
Sie kam in Kontakt mit einer lizenzierten Trainerin für die klassische Dressur nach der L‘ecole de légèreté von Philippe Karl, welche ihr komplett neue Wege aufzeigte. Schritt für Schritt erarbeiteten sie sich die korrekte Dehnungshaltung, Seitengänge und erste versammelte Lektionen. Mit der guten Gymnastizierung veränderten sich Estellas Körper und ihr komplettes Gangbild, genauso wie auch ihre Einstellung zur Arbeit ins Positive. Glücklicherweise stellte sich auch die Diagnose Spinale Ataxie als Fehldiagnose heraus.
In der Zwischenzeit trainierte Tanja nicht nur ihr eigenes Pferd mit den Schwerpunkten Gymnastizierung, Freiarbeit, Zirkuslektionen und Bodenarbeit, sondern auch sogenannte "Problem- und Händlerpferde". Ihr Trainingskonzept basiert auf Ruhe, Konsequenz, Respekt und Liebe.
Nachdem Tanja 2017 zum ersten Mal beim Mustang Makeover Germany teilgenommen hatte, suchte sie den Kontakt zu den Mustangs und reiste durch Amerika, um auch dort weiter Erfahrungen im Training verschiedener Pferde zu sammeln.
Mit ihrem Pferd Estella und ihren Trainingspferden konnte sie uns bereits auf einigen Messen, dem Mustang Makeover Germany 2017 & 2018 sowie mit ihrem zweiten Platz beim Cavallo-Cup 2016 begeistern.
Ja das nenne ich mal einen Lebenslauf! Hier ein kleines Video von Tanja: