Memo an mich selbst

Memo an mich Selbst oder -  wie die konsequente Inkonsequentz alles versaut!
Wer kennt es nicht, man kommt vom Lehrgang, von einer Messe oder hat nur gute Lehrvideos bei Youtube gesehen, die Motivation ist auf dem High-End Level. Man will mit seinem Pferd schnell weiter kommen und den nächsten Schritt erreichen. Diese Motivation hält oft lange an, aber ehe man sich versieht ist man im Alltagstrott und man fällt doch schnell wieder in alte Muster.
Ich bin da ein absolutes Beispiel für, "konsquent Inkonsequent" können Mexx und ich am Besten. :-)
Daher ist dieser Blockbeitrag eine Erinnerung an mich selbst:
"Delia, achte darauf deine Ziele, die du mit deinem Pferd erreichen magst, nie aus dem Auge zu verlieren. Auch wenn mal wenig Zeit für die Stallroutine vorhanden ist, bleib konsequent und sei mit Liebe zum Detail dabei. Werde nicht hastig, wenn mal etwas nicht klappt und höre auf dein Pferd!"
Hier meine 10 Tipps um den Pferdealltag besser zu gestalten und die Routine am Stall auch in stressigen oder Inkonsequenten Zeiten so gut es geht beizubehalten.

1. Geduld
Kleine Schritte bringen dich schneller ans Ziel. Wenn dein Pferd noch etwas nicht kann oder versteht, wird es Zeit brauchen. Gibst du ihm sie nicht, geht es drei Schritte zurück. Drei Schritte zurück sind weiter weg vom Ziel als 5 kleiner Babysteps nach vorn. Dafür brauch man in Mathe keine gute Note haben, um das zu verstehen.

2. Abwechselung
Natürlich ist es zu, beispielsweise der Klausurphase oder stressigen Arbeitsphasen, einfach das Pferd jeden Tag zu longieren. Läuft meist stressfrei ab und man hat sein Gewissen beruight, das Tier körperlich gefördert zu haben. Ich selbst habe die Longe Tag für Tag benutz anstatt mein Pferd anders zu fördern. Irgendwann hat Mexx schon die Ohren angelegt, wenn ich mit dem Kappzaum aus der Sattelkammer kam. Oh, ok so hat er mir deutlich gezeigt, dass er heute kein Bock auf Longenarbeit hat. Daher versuche ich die Signale zu lesen, ob mein Pferd heute genau auf die Arbeit lust hat, die ich mir schon auf dem Hinweg zum Stall überlegt habe und vorallem - was in meinen Zeitplan passt. Ich versuche aktuell mein Pferd jeden Tag anders zu beschäftigen und die Widerholungen von Reiten, Longieren, Ausreiten, Spazieren gehen oder Bodenarbeit regelmäßig und abwechslungsreich zu gestalten. Die Erfahrung, beispielsweise bei unserer schlechtesten Diziplin, dem Gymnastizieren vom Sattel aus, maximal zweimal die Woche durchzuführen. Das Ergebnis war, das mein Pferd dann viel besser mitarbeitet.

3. Konzentration
Oft beobachte ich, dass ich durch Ablenkung oder Quatscherein mit Stallfreundinnen, die Erziehung meines Pferdes vergesse. Wenn ich mit Freundinen ausreite und Mexx merkt, dass ich mit dem Kopf nicht bei ihm bin, macht er sein eigenes Ding unter mir und wir sind keine Einheit. Wenn das Unterhaltungsthema gerade spannender ist, als der Ritt selbst, ist meine Konzentration nicht bei meinem Pferd. Mexx bleibt dann mal ungewollt stehen und schnappt sich den nächstbesten Grashalm. Unerlaubt.
Warum? Weil er mir damit sagt "Hey, schön das ihr euch da oben gerade über das Wetter und den neusten Klatsch und Tratsch unterhaltet, dann mach ich halt auch mein Ding" Anderes Beispiel: Wenn wir spazieren gehen und das Pferd nur so hinterher geschliffen wird, ist das keine gemeinsamer Ausflug MIT dem Pferd. Sondern eher FÜR das Pferd, damit es bewegt wurde. Das sind jetzt sehr drastische Beispiele und ich denke, davon kann sich niemand freisprechen. Aber ich will persönlich immer wieder darauf aufmerksam machen, da mir das in meiner Vergangenheit zu oft aufgefallen ist. Meist dann, wenn ich zurück nach Hause fahre und mich frage, was ich heute so am Stall mit meinem Pferd erlebt habe. Mein Fazit darauf - man sollte mehr darauf achten, dass man MIT seinem Pferd Zeit teilt und nicht nur FÜR das Pferd.

4. Freude und positive Energie
Gute Laune und Freude ist eine positive Energie die Mensch und Pferd von uns ablesen können. Diese positive Energie ist die einzige Stimmung / Laune mit der es Sinn macht mit einem Pferd zu arbeiten. Wenn wir also Freude an den großen und kleinen Dingen empfinden und wenn wir echte Freude schenken und ausstrahlen, dann werden unsere Pferde diese positive Energie aufnehmen und uns diese Freude zurückschenken. Wenn man immer nur kritisch schaut oder man negative Emotionen hochkochen lässt, schickt man Stress und negative Energie zum Pferd und dann ist es doch auch ziemlich logisch, dass das Pferd uns keine positive Energie zurückgibt.  In solchen Momenten vergessisst man ganz auf das “Hier und Jetzt” zu sehen und sich an dem zu freuen, was man schon hat. Oft ist die Freude nämlich nur eine Frage des Blickwinkels. Sieht man den nicht so schönen Trab des Pferdes oder sieht man die Aufmerksam zu einem gerichteten Ohren dabei? Beides passiert gleichzeitig – je nachdem worauf man den Fokus richtet, ist man einmal frustriert und einmal freut man sich.
Natürlich ist es auch total menschlich, dass man mal mit schlechter Laune den Stall betritt, ich habe aber gelernt, dass das Reiten für Mexx und mich dann keinen Sinn macht. Wenn dann was nicht klappt, wird man schnell unfair und man tut dem Pferd unrecht. Wenn man es nicht hinbekommt, seine schlechte Laune oder gestresste Stirnfalte wegzudenken, macht es Sinn Übungen zu wiederholen, wo man von einem positiven Ergebnis ausgehen kann. Mein Pferd und ich gehen an solchen Tagen meist spazieren und genießen die gemeinsame Waldluft.

5. Sicherheit
Sicherheit ist der Stoff aus dem eine gutes Pferd - Mensch Beziehung gemacht ist. Fühlt das Pferd sich unsicher, wird man nicht fair an sein Ziel kommen. Fühlt der Mensch sich unsicher, kann die Angst die Oberhand gewinnen. Beides ist kontraproduktiv.
Sicherheit muss bei dem Menschen beginnen, man muss folgende Punkte erfüllen, um Sicherheit auch von seinem Pferd verlangen zu können:

- Man muss wissen, was man will und dieses auch ausstrahlen.
- Man muss sich einer Sache sicher sein, egal ob es eine Wegentscheidung an einer Kreuzung ist, oder eine konsequente Abfrage einer erlernten Lektion.
- Man muss selbstsicher sein, das bedeutet sich selbst einschätzen zu können und seine Entscheidungen vertreten können.

Wenn man die drei Punkte erfüllt, kann man auch Sicherheit von seinem Pferd erwarten.
Eines ist auf jeden Fall SICHER: Sicherheit hat nichts mit Hilfsmitteln, Ausrüstung oder Dominanz zu tun!

6. Rumhängen
Einfach mal mit seinem Pferd chillen. Nichts tun, gemeinsam Chips futtern, Netflix schauen und sich gegenseitig die Fingernägel lackieren. So ungefähr kann man Punkt 6 vermenschlichen. Bevor jetzt aber jemand auf die Idee kommt mit seinem Pferd auf der heimischen Couch zu chillen, ihm die Hufe zu lackieren und Funny Frisch ungarisch zu futtern: STOP! So war das nicht gemeint. Damit will ich sagen, dass man sich einfach mal zu seinem Pferd gesellen kann. Sich beispielsweise einfach nur mal in die Box setzt und die Zeit, Zeit sein lässt. Das fördert Vertrauen, Gemeinsamkeit, Neugier und Interesse am Gegenüber. Ebenso erlent das Pferd, dass sein Mensch nicht immer was von ihm fordert, sonder gern auch ohne Aufgaben bei ihm ist.
So bin ich übrigens wirklich mal auf Mexx eingedöst, bis unsere Stallbesitzerin uns erwischt hat. ;-)

7. Loben
Das Loben kommt oft zu kurz. Wenn man eine Aufgabe erfolgreich gelöst hat und eine Übung funktioniert hat, geht man oft weiter zum nächsten Step. Man vergisst gern mal das "kurz Inne halten" und den Erfolg zu genießen und vorallem erstmal sacken zu lassen. Und dabei ist das für die Festigung so wichtig. Mexx fragt mich so oft, wenn er meint etwas gut gemacht zu haben, ob er denn jetzt auch sein Lob bekommt. Er genießt es, wenn meine Stimme ihn für seine toll gemeisterte Leistung streichelt und meine Hand durch sein Fell fährt. Bei der Bodenarbeit spuhlt es dann oft die selbe Aufgabe erneut ab, nur um sein Lob zu erhalten. Wie mit Kindern?! Wer erinnert sich nicht daran, wenn man mal eine gute Note mit nach Hause gebracht hat und die Familie einem das  Gefühl vermittelt hat, stolz auf das Ergebnis sein zu können?

8. Körperhaltung
Die richtige Haltung des Körpers ist wichtig, damit das Pferd seinen Menschen lesen kann. Wenn mein Tag entäuschenderweise anders verlief, als ich es mir erhofft habe, lasse ich gern die Schultern hängen. (Wobei mein aufrechter Gang eh zu wünschen übrig lässt). Wie soll mein Pferd mir so vertrauen und mir folgen? Ich vermittel ihm nur allein duch meine hängende Schultern, dass ich in mich gekehrt bin und in seine Augen nicht in der Lage bin, angreifende Raubtiere zu erkennen und in die Flucht zu treiben. Daher sollte man immer auf seine Bewegung und Haltung achten, wenn man mit dem Pferd in Kontakt tritt:

- Gerade Schultern
- Aufrechter Gang
- Gelassene unverkrampfte Arme und Hände
- Ein fester und selbstbewusster Schritt

Wenn man sich nicht sicher ist, wie die eigene Haltung aussieht, kann man sich mal vor den Spiegel stellen und eine hängende Schulterpartie nacharmen. Wobei ich das vor dem Spiegel nicht gut kann, da ich mir komisch vorkomme, wenn ich solche Übungen mache. Was mir geholfen hat, waren Fotos in denen ich mich mit gerade oder krummer Körperhaltung gesehen habe.

9. Die eigene Atmung
Bestes Beispiel - meine Trainerin hat mir erzählt, dass ich mein Pferd durch tiefes einatmen durchparieren kann. Ok, gesagt getan - aus dem Trab heraus habe ich tief Luft geholt und laut ausgeatmet. Siehe da, mein Pferd ist sofort in den Schritt gefallen. Irre. Ein Vorzeigebeispiel für die Sensibilität des Pferdes.
Seit dem achte ich auf meine Atmung. Im Nachinein ist auch das selbsterklärend, eine hastige und schnelle Atmung lässt den Puls hochfahren. Das erkennen Pferde sofort und signaliseren, dass irgendetwas meine innere Ruhe stört. In den Augen des Pferdes ist der Grund dafür meist Gefahr, und dies lässt dann die Aufmerksamkeit mehr auf die Umwelt lenken, als auf mich.
Was auch ein bekannter Fehler ist: man hält öfters unbewusst die Luft an. Zum Beispiel weil man konzentriert an etwas arbeitet, oder etwas erreichen will. Auch das spürt ein Pferd und lässt es verunsichern. Aber wie atmet man richtig?
Aus dem Yoga kennt man einige Atemübungen. Die beste für den Umgang mit dem Pferd ist die Bauchatmung. Um diese zu trainieren, gib es ein kleines Beispiel.

Wenn man seine eigene Hand vor den Kopf hält und sich darauf konzentriet "in die Hand zu atmen" wird man merken, wenn der Gegenüber einen leicht an der Schulter nach hinten drückt, dass man keinen stabilen Halt hat. Man kippt sehr wahrscheinlich leicht nach hinten.
Wenn man seine Hand unter seinen Bauchnaben hält, und sich wieder mit geschlossen Augen auf die Atmung in seine Körpermitte konzentriert, steht man schon viel stabiler. Der Gegenüber bringt einen schon schwerer zum Schwanken.
Da sich unser Zentrum, die Körpermitte, auf Höhe kurz unter dem Bauchnabel befindet, ist diese Atmung für das Reiten die sinvollste. Man ist stabil und wirkt entspannt. Spiegelt sich sofort auf jedes Pferd wider.

10. Mutig sein
"Vielleicht sollte man öfters das tun, was uns glücklich macht und nicht das, was am Besten ist." Ein Zitat von Pipi Langstrumpf.
Ja wenn die mal Ahnung hat, schließlich reitet sie Ihr Pferd überall hin und teilt sich mit ihrem kleinen Onkel ein Wohnzimmer.
Aber mal im Ernst, man kennt dieses Gefühl, wenn man einen Tag hat andem man Bäume ausreißen könnte und man vor Selbstbewustsein nur so trotzen könnte. An diesen Tagen kann ich mit Mexx alles machen. Ich bin so sogar mal im Wald an einem Trecker mit Anhänger vorbei geritten, welcher auf einer engen Strasse Erde abgelassen hat. Neben dem Trecker und Mexx war maximal ein Meter platz als die Hängerklappe aufging und eine Ladung Erde neben uns auf den Boden fiel. Für mich kein Problem. Ich wusste, dass wir das schaffen und somit war es für mein Pferd auch kein Problem. Zugegeben, das hätte auch schief gehen können, aber ich wusste dass wir das rocken. Ob das jetzt Leichtsinn oder kontrolliertes Handeln war, sein mal dahin gestellt.
Aber ich glaube, dass jeder Reiter solche Situationen kennt. Da kommt es darauf an, wie authentisch man ist und wieviel Wahrheit in der Handlung steckt. Wenn man keinen Funken Zweifel in sich trägt, hat man die besten Chancen darauf ein echter Partner für das Pferd zu werden und zudem  bestmöglichen “Ich”, das wir sein können.

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