Pferd im Sommer

Pferde und die Hitze! 
Sommer! Das Wort klingt in unseren Pferdemädchen-Ohren wie Käsekuchen mit Sahne! 
Endlich keine Gummistiefel, keine Zwiebeltechnik beim Anziehen und keine Matsche mehr unter den Hufen. 
Auf zum Stall in kurzer Hose und ab in den Wald ohne Regenjacke! Quasi ein Traum.
Aber da wir ja ein Hobby pflegen, an dem zwei Lebewesen teilnehmen, sollte man auch auf die  Bedürfnisse des vierbeinigen Freundes Rücksicht nehmen. 

Dazu ein paar Fakten:

1. Die Wohlfühltemperatur:
die Wohlfühltemperatur bei Pferden liegt so zwischen 5 und 15 Grad Celsius. Keine Fliegen und keine benötigter Thermoregulatur. (Erst ab -15 Grad Celsius greift die Thermoregulatur - Thermoregulation ist, wenn der Körper versucht seine Körpertemperatur durch eine gesteigerte Stoffwechselaktivität, zu erhalten.)

2. Wasserverbrauch an heißen Tagen:
Pferde können bei Hitze bis zu 80 ltr. Wasser am Tag verschlingen.

3. Muskeln:
Pferde haben einen großen Anteil an aktiven Muskeln, werden diese belastet kommt ein Pferd in´s Schwitzen. Dies geschieht bis zu zehn mal schneller als beim Menschen.

4. Kühlungssystem Pferd:
Ein normaler Pferdekörper verliert bei kühlem Wetter und starker Anstrengung ca. 20 Liter Schweiß. Bei heißen Temperaturen in Kombination mit viel Anstrengung kann der Schweiß auf 30 Liter steigen. Durch die feucht-warme Umgebungstemperatur kann die sogenannte Verdunstungskühlung nicht mehr wirken und somit steht das Pferd in einer Blase warmer Luft und kühlt nicht aus. Das kann bis zum Tod führen.

5. Temperaturen eines Pferdekörpers:
- 32,0°C - 37,2°C = Untertemperatur
- 37,3°C - 38,2°C = Normaltemperatur
- 38,3°C - 39,5°C = leichtes Fieber
- 39,6°C - 40,5°C = hohes Fieber
- 39°C - 39,5°C = Nach Belastung normal

6. Todesursache Überhitzung:
Wenn das körperliche Kühlsystem versagt, kann die Körpertemperatur bis auf 41 Grad Celsius ansteigen. In den Muskeln werden dann bis zu 43 Grad Celsius erreicht, unter solchen Bedienungen beginnt der Körper die eigenen Proteine zu zersetzen. Wenn dann keine Abhilfe geschaffen wird, reagiert der Pferdekörper mit Blutdruckabfall, Koliken und oder Nierenversagen. Dazu kommt, dass der Körper viele Elektrolyte durch das Schwitzen verliert, werden diese nicht ersetzt, Demineralisiert der Körper weiterhin den Organismus. Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörung und oder Nervenschädigungen sind die Folge. 

Was tun, damit das nicht passiert?
Dramatische Fakten, oder? 
Pferdegroße Kühlschränke gibt es leider nicht, also kann es doch gar nicht so schlimm sein...
Die Antworten ist einfach und selbsterklärend:

Pferde sollten an heißen Sommertagen immer Zugang zu frischem Wasser haben. Ebenso sollten sie nicht den ganzen Tag auf einer Koppel stehen, wo die Sonne knallt. Sie müssen die Möglichkeit haben, sich im Schatten unterzustellen. Ebenso sollte es selbstverständlich sein, dass Pferde an Tagen wo hohe Temperaturen herrschen, nicht in der Mittagssonne auf einem heißen und staubigen Platz bis zum Limit geritten werden. Gemütliche Ausritte unter dem Schatten eines kühlen Waldes, in der Abendstunde tun Pferd und Mensch, im Sommer sehr gut. Ebenso kann man die Pferde abduschen. Wichtig dabei: Bitte mit den Hinterbeinen beginnen, dann langsam zu den Vorderbeinen kommen und erst danach langsam den Rest des Körpers abduschen. Danach unbedingt das Schweißmesser benutzen, da die nasse Wasserschicht auf dem Fell wie eine Lupe wirken kann und das Pferd noch mehr erhitzt. Am Besten lässt man das Pferd nach dem abduschen auf einen Sand-Paddock, damit es sich welzen kann. Somit ist die Lupenschicht weg und man hat sogar noch einen natürlichen Insektenschutz. Ebenso kann man darauf achten, dass die Salzlecksteine noch genügend Volumen haben. Pferde verlieren durch Schweiß automatisch Mineralien. Diese können sie sich an der Mineralbar in Form von Lecksteinen wieder holen. 

Doch was tun, wenn das Pferd Überhitzung-Symptome zeigt? 
Ganz klar, sofort einen Tierarzt rufen!
Bis dieser eintritt, kann man folgende Maßnahmen ergreifen:

1. Das Tier sollte sofern möglich, sofort in den Schatten geführt werden. Ist dies nicht Möglich muss für Schatten gesorgt werden. Sonnenschirme, Regenschirme, Tücher o.ä. kann als Hilfsmittel dienen. 

2. Alle Gliedmaßen müssen mit Wasser gekühlt werden. Aber bitte nicht eiskalt. Das Pferd kann dann in eine feuchte Decke gehüllt werden. 

3. Das Pferd darf kein Wasser oder Futter bekommen. Durch die zentralnervöse Einschränkung kann der Schluckreflex gestört sein, sodass das Pferd Wasser einatmen könnte, anstatt es zu schlucken. 

3. Globuli Carbo D12 ist ein gutes Mittel, welches auf homöopathischer Ebene helfen kann. Ebenso kann man Elektrolyte in Pulverform auf die Zunge geben. 

4. Warten bis der Tierarzt kommt. 

Wie macht man es also am Besten?
Ganz ehrlich... meine persönliche Meinung, bei Temperaturen um die 30 Grad hat mein Pferd frei. 
Er hat Zugang auf die Koppel, zu genüge Wasser, er kann nach belieben in den schattigen Stall zurückkommen, sich unter Bäume stellen und mir beim abäppel zugucken. Maximal ist eine Abendrunde im Gelände drin. Aber auch dann gerne zu Fuß als Spaziergang. 
Wenn man sich jetzt die Turnierplätze diverser Ortsvereine ansieht, sieht das leider anders aus. Ist ja logisch, der Pommeswagen ist bestellt, der Abreiteplatz gekehrt, und die Richter auf ihrem Podest platziert. Da macht das Wetter den meisten Reitern keinen Strich durch die Rechnung. Schade. 
Denn viele Veterinäre und Sportmediziner haben wissenschaftlich belegt, dass bei solch hohen Temperaturen schon ein 17 minütiges Training in mäßiger Intensität ausreichen kann, um den Pferdekörper auf ein gefährlich hohes Niveau steigen zu lassen (Prof. Dr. Lindinger Guelph/Kanada) . Das dauert beim Menschen drei- bis zehn mal so lange. Daher können wir unser Hitze-Empfinden leider nicht mit dem des Pferdes vergleichen. 
Und dabei ist noch nicht der Verladestress, die Umgebungsumstellung und die Aufgeregtheit des Reiters (um auf dem örtlichen Turnier gut abzuschneiden) mitinbegriffen. Nach meinem Bauchgefühl, lässt dies ca. 3 Liter Schweiß zusätzlich abzapfen... 
Kann man machen, muss man aber nicht!

Was Mexx und ich aktuell regelmäßig testen ist das Hufe wässern. Pferde schwitzen nämlich auch über die Hufe! Echt? Jein. Die Hufe haben keine Schweißdrüsen, aber die Ballen. Dort ensteht eine geruchlose Flüssigkeit, welche den Wärmehaushalt an den Ballen regulieren soll. Wenn dem Pferd warm ist, kann das Kühlen der Hufe inkl. Ballen sehr erfrischend wirken. Ebenso weicht das Wasser den Huf etwas auf und lässt ihn nicht so schnell brüchig werden. Euer Schmied oder Huforthopäde wird es euch danken, da der Huf aufgeweicht einfacher zu bearbeiten ist. 
 Also ab mit einer leckeren Limo auf die Wiese. Vllt macht man noch den Grill an und guckt dem Pferd beim chillen zu. Somit ist man bewegungstechnisch auf der Sicheren Seite, dass das Pferd an den Ü 30 Grad Tagen gesund durch den Sommer kommt. 
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