Da diese extreme Futterumstellung bei dem sehr sensibelem Pferdemagen- und Darmtrakt sehr wichtig ist, sollte man dies auch dementsprechend Ernst nehmen. Hält man folgede Punkte ein, ist das Ganze aber total einfach umzusetzten.
Vorher noch eine kleine Erklärung:
Was passiert mit dem Pferdekörper in der Winterpause?
Der Ganze Pferdekörper gewöhnt sich an magere Kost, an Raufutter (Heu, Heulage) ohne viel Eiweiß und Zucker. Der Stoffwechsel fährt runter um die Nährstoffe sparsam einzusetzten. Der Körper spart Kalorien wo er nur kann. Diese braucht er im Winter natürlich mehr um bei eisigen Zeiten den Körper warm zu halten. Er geht vorsichtiger mit seinen Reserven um, da er ja nun merkt, das weniger "rein kommt". Wenn wir diese gezwungene Diät nun von jetzt auf gleich beenden und dem Pferd eine saftige grüne Wiese bieten, passiert das was bei uns Menschen nach einer Diät so unbeliebt ist. Der sogenannte "Jojo Effekt". Der Körper sammelt alles was er bekommen kann, da er es ja nicht gewohnt ist, das so viel geboten wird. Wenn man sich dann vollstopft wird alles gespeichert um für die nächste Hungerperiode gesichert zu sein. Natürlich Ist der Vergleich nicht ganz korrekt, da Pferde- und Menschenkörper ja nicht 1:1 die selben Vorraussetzungen haben, aber so kann man es vermenschlicht und vereinfacht erläutern.
Die Drei Schritte, wie man gesund in die Weidesaison starten sollte:
1. Man bringt den Stoffwechsel in Schwung.
Um die Leber beim entgiften und beim Stoffwechselumstellen zu unterstützen kann man Kräuter zu füttern. Ich füttere jedes Jahr Mariendistelkräuter (ohne Artischocken), Brennesselkräuter und ein paar ausgewählte Globulis zum Hafer dazu. Es gibt aber auch Futtermittel, welche zum Weidestart als Kombi-Paket verkauft werden. Da kann ich leider nichts empfehlen, da ich keine Erfahrungswerte habe.
2. Das richtige Angrasen.
Da gibt es eine goldene Regel. mindestens drei Wochen vor Wiesensaison jeden Tag ein bisschen mehr Gras fressen lassen. Wenn man ausreiten ist, kann man mal für ein paar Minuten absteigen und am Wegesrand das leckere Grün naschen lassen oder man stellt sich konsequent jeden Tag auf eine Wiese und lässt mümmeln. Ich achte dabei wirklich auf Minuten. Meine Steigerung sieht wiefolgt aus:
1.-3. Tag: 5 Minuten
3.-6. Tag: 10 Minuten
6.-9. Tag: 15 Minuten
9.-12. Tag: 20 Minuten
12.-15. Tag: 25 Minuten
15.-18. Tag: 30 Minuten
18.-21. Tag: 35 Minuten
21.-25. Tag 40 Minuten
Zugegeben, dies konsequenz jeden Tag durchzuhalten kann mal etwas langweilen, aber dein Pferd wird es lieben. Und vorallem der Magen- Darmtrakt des Tieres, wird es dir danken. Erst wenn ich am 28. Tag mit 40 Minuten durch bin, kommt mein Pferd auf die Koppel.
3. Die Herde kommt auf die Wiese.
Da das Gras auf der Wiese meist voller und saftiger ist als auf den gänigen "Angrasestellen" die meist vonn allen Pferdebesitzern genutz werden und das Gras schon recht gestutzt ist, heisst es nochmals ACHTUNG. Nur weil mein Pferd jetzt 40 Minuten an mageres Gras gewöhnt ist, heisst es nicht, dass es sich jetzt 8 Stunden lang auf der saftigen Koppel den Wanzt vollhauen sollte. Auch hier macht es Sinn, mit einer Stunde zu starten und dann von Tag zu Tag langsam die Wiesenzeit zu steigern. Wobei man dabei sagen muss, das hängt auch sehr individuell vom jedem Pferd ab. Manche vertragen es ohne Probleme, manche sind empfindlich und zeigen eine zu schnelle Anweidezeit an.
Was sind die möglichen Konsequenzen, wenn man falsch in die Weidesaison startet?
Die höchste Konsequenz bei falschem angrasen sind Hufrehe!
Aber was ist das genau? Im Grunde ist das eine Entzündung der Huflederhaut.
Hufrehe können durch viele Ursachen entstehen, aber die häufigste Ursache ist eine Futterumstellung.
Dabei sterben die guten Darmbakterien ab und vergiften den Organismus. Es folgen Durchblutungsstörungen und verstopfen die Blutbahnen im Huf. Somit wird der Huf nicht mehr mit allen nötigen Nährstoffen versorgt und es entstehen Mangelnerscheinugen. Das wiederum hat schmerzhafte Folgen für dein Pferd, es kann sogar in manchen Fällen tödlich enden.
Ebenso ist eine Gefahr des falschen angrasens die Kolik. Hier habe ich einen ausführlichen Bericht dazu geschrieben:
Mein persönliches Fazit:
Richtiges angrasen ist Pflicht eines jeden Pferdebesitzers und das jedes Jahr auf´s Neue.
Zuviel Gras im Frühjahr überlastet den Organismus der Pferde und kann ungesund und teuer werden und im schlimmsten Fall irreperabele Schäden verursachen. Wenn man aber langsam, verantwortungsvoll und Schritt für Schritt vorgeht kann man das Pferd auf eine gesunde Sommersaison vorbereiten. Viele unwissende Menschen sagen oft "aber in freier Wildbahn geht auch niemand mit dem Pferd anweiden". Dabei muss ich immer grinsen und frage die Leute dann, ob die Pferde in freier Natur auch von zweibeinigen Raubteiren dressiert, gezähmt und geritten werden. Natürlich nicht!
In freier Wildbahn, wächst das Gras auch langsam uns Blüten sprießen, bevor die Wildpferde auf fette und saftige Wiesen treffen. Da unsere Hauspferd aber zum Teil die natürlichen Instikte verloren hat und im Winter (Je nach Haltungsform) die meiste Zeit auf mageren Wiesen oder im Stall steht, hat es kaum die Möglichkeit den Magen-Darmtrakt an die fetten "Pizza und Sahnetorten- Wiesen" zu gewöhnen. Daher ist es unser Job, diese Aufgabe zu übernehmen. Wir haben ihnen schließlich auch die Möglichkeit genommen, dies als Wildpferd in einer intakten Herde selbst zu erledigen.